Mittwoch, Oktober 04, 2006

kochi wie im flug

nun sitze ich wie ferngesteuert vorm eigenen rechner...und versuche zu ergruenden, wie es passieren konnte, dass wir schon wieder da sind.

die kochitage waren rasend schnell gezaehlt, obwohl wir sie nicht ueberfrachtet haben. der bummel durch die viertel hin zur synagoge war reizend, wenngleich sehr heiss. die antiquitätenläden lösten wieder beängstigende kaufreflexe aus - man hätte ganze läden einfach ansacken können und mitschleppen...und man findet ganz kleine schöne dinge da - einen ollen türknauf, den ich mir an mein schreibtischfach schrauben kann, kleine holzdosen und immer wieder schöne lampen...man steht also ständig auf der bremse, weil man kaufen kaufen kaufen will.

die synagoge ist sehr schön, immer noch, wie vor 2 jahren. wir hören die lächerlichen vorträge der trouri-guides, die zwei-drei information weiterreichen, die eigentlich die uninteressantesten sind und ganz offensichtlich nur auswendig gelernte werbehefte sind...zumal in verkantetem englisch noch viel unverständlicher, als so schon. welches indische schulgirl weiss schon, was murano-glass ist? und wie die zehn gebote lauten. der guide sagt nur, dass sie da stehen. nix weiter. kein wort dazu. er deutet auf den fliessenboden und sagt, die kommen aus china. na und?
mani zumindest erregt sich über diese oberflächliche information tierisch und meint, dass meine erklärung zum besonderen des jüdischen glaubens und die eigenheiten in der synagoge für ihn viel wichtiger waren. erst in dem moment fällt mir dann auf, dass er wohl recht hat, wenn er sagt, dass der durchschnitt der indischen besucher wahrscheinlich nicht so richtig weiss, was eine synagoge ist und was den unterschied zum christentum ausmacht - genauso wenig, wie wir vom hinduismus in der schule gelernt haben , wenig über shiva, vishnu, brahma wissen...und was die einzelnen tempel in indien bedeuten, so wenig weiss wahrscheinlich ein inder genauere details über europäische religionen.

am abend zum katakali. die touristenversion ist uns ausreichend. alles sehr interessant und schön, aber ohne den inhaltlichen zugang, text und die traditionellen wurzeln wirklich zu verstehen, deckt die light-version durchaus unseren bedarf. das trommeln und die pantomimischen tänze testen vereinzelt das nervenkostüm, aber mit dem wissen, dass man etwas ansieht, was man nicht wirklich versteht und was eben nicht zum eigenen kulturkreis gehört, wohl aber z.b. zu manis, der total gebannt die vorstellung verfolgt, gewinne ich dem ganzen noch eine neue seite ab.

kochi entlässt uns also angefüllt mit vielen schönen kleinen erlebnissen und eindrücken. ein letztes göttliches abendessen, welches in qualität und serrvice sofort an die spitze aller bis dahin gelisteten abendessen rauscht. vom feinsten.


am letzten tag in kochi:
schon früh ist mani total hibbelig, plappert viel , strahlt und ist aufgeregt. wir ziehen ein letztes mal ins kashi zum frühstück, geniessen gleich lunch, weil vielversprechend: lecker kürbissuppe.
und dann: wir fahren zum flughafen und nun steht mani sein grösstes abendteuer bevor: sein erster flug.
vorerst kriegen wir beim check-in alles flüssige abgenommen, was den beamten in unserem handgepäck nicht passt. ich ärgere mich grün, dass ich daran nicht gedacht habe, dass in inndien diese panischen bestimmungen ernster als beim hinflug von dtl. aus genommen werden können und werde so meinen teuren gutwirksamen mückenspray los.
marion ist noch wütender, weil sie ihre kaufbeute aus kochi in zuviel handgepäck gestopft hatte und nun in einen einzigen rucksack komprimieren muss. das war sschon stress genug, und dann schikaniert sie der unfreundliche beamte und nimmt ihr allerlei dinge weg, medikamene, mückenschutz usw - während er aber dann doch den rucksack nicht weiter untersucht und ihr den whiskey durchgehen lässt - also von intensiver sicherheitsbestimmung keine rede...

wir sitzen zusammen und ich erlebe ein kleines deja vu...so wie ich vor 13 jahren meinen ersten flug nach amerika mit solcher begeisterung erlebt habe, so reagiert nun auch mani. eine kindliche freude und faszination, strahlende augen und immer wieder kopfschütteln. herrlich. die flugzeit ist für ihn pure freude. für schusti pure qual, weil diverse kleine turbulenzen immermal ein achterbahngefühl hervorrufen und die räudige kleine propellermaschine durchrütteln wie auf einer indischen dorfstrasse.